Stadt in der Stadt
Geschäftshaus in Guangzhou
In der südchinesischen Megacity Guangzhou ist mit der Fertigstellung einer sich zum Stadtraum öffnenden Mall ein neuer Stadtbaustein entstanden, der die Maßstäblichkeit des alten Stadtzentrums aufnimmt. Der Entwurf der Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) schafft durch sein räumliches Gefüge aus sechs Baukörpern und seine changierende, transluzente Terrakotta-Fassade eine Verbindung zur historischen Nachbarschaft.
Der neue Geschäftskomplex befindet sich gegenüber dem historischen Museumsareal des Nongjiangsuo-Denkmals an der Zhong Shan Road, einer Hauptachse durch das alte Zentrum von Guangzhou. Die Komposition aus sechs Volumen, deren Proportionen sich mit einer Höhe von 35 Metern an den benachbarten Gebäuden orientieren, setzt die kleinteilige Struktur des Stadtviertels fort.
Die gestaffelten, fünfseitigen Baukörper bilden den Raum für ein Atrium aus. Ihre Zwischenräume öffnen das Gebäude zum städtischen Raum und lenken die Blicke in die Umgebung. Durch Rücksprünge im dritten Obergeschoss entsteht eine umlaufende Terrasse. Einen weiteren öffentlichen Ort bietet eine Plaza auf dem Dach im fünften Obergeschoss. Entlang der Hauptfassade erweitern an die traditionelle Qilou-Architektur der Nachbarschaft erinnernde Kolonnaden den öffentlichen Raum.
Die geschlossenen Fassadenflächen aus rötlichen Terrakotta-Ziegeln greifen die Farbgebung des nahegelegenen Nan Yue Wang Palace Museums auf. Sie bestehen aus vorgefertigten Elementen, bei denen die trapezförmigen Steine mit Abstand versetzt zueinander auf Edelstahlrohre aufgefädelt und auf eine Unterkonstruktion mit integrierten LED-Bändern montiert wurden.
Changierende Farbnuancen sowie Form und Anordnung der Ziegel erzeugen die Dreidimensionalität der Gebäudehülle. Die Hinterleuchtung der Ziegelzwischenräume lässt das Gebäude nachts schimmern und verstärkt das plastische Bild der Fassade, die je nach Standpunkt mehr oder weniger dicht erscheint. Neben verglasten, vertikal betonten Fassadenflächen, deren Struktur mit der Straßenfront des Denkmals gegenüber korrespondiert, markieren perforierte Screens aus bronzefarbenem Metall die Eingangsbereiche der Mall.
Das Innere des Geschäftshauses ist von allen Seiten natürlich belichtet – von oben über das zentrale Atrium, aber auch durch den seitlichen Lichteinfall zwischen den einzelnen Baukörpern. Galerien umgeben das Atrium und erschließen die nach innen und außen orientierten Läden auf insgesamt acht Ebenen, zwei davon unterirdisch. Lange Rolltreppen inszenieren den Luftraum und machen diesen auf besondere Weise erlebbar.
Auf der Dachterrasse im obersten Stockwerk verbindet sich das Verweilen in Läden und Restaurants, die sich zum Außenraum öffnen, mit dem Blick über das alte Guangzhou sowie auf seine heutige Stadtsilhouette.