Ready for Take-off
Flugbetrieb am BER startet
Am 31. Oktober 2020 nimmt der Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt den Betrieb auf. Mit der Landung einer Lufthansa- und einer Easyjet-Maschine um 14.00 Uhr wird der von den Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) entworfene Flughafen BER offiziell eröffnet. Vor dem ersten Abflug vom neuen Hauptstadtflughafen am 1. November 2020 werden erstmals Passagiere den Check-in und das Boarding unter dem eindrucksvollen Dach der lichten Terminalhalle von gmp erleben.
Der Flughafen besteht aus dem Fluggastterminal und der Airport City im Zentrum des parallelen Start- und Landebahnsystems. Dazu gehören außerdem Wartungsbereiche im Westen sowie Service- und Cargobereiche im Osten. Alle Elemente nehmen die Axialität des Gesamtsystems auf und bilden eine architektonisch-funktionale Einheit. Die neu angelegte Bahn-, Straßen- und Luftverkehrsanbindung wird in einem Punkt zusammengeführt und generiert ein Höchstmaß an Intermodalität im Sinne kürzester Wege. Ein durchgängiges Freiraumkonzept moduliert die Brandenburger Kulturlandschaft ab dem Eingang im Osten zu einem innerstädtischen Freiraum im Bereich der Airport City im Zentrum des Flughafens.
Ziel der Gestaltung ist eine größtmögliche Übereinstimmung von Struktur, räumlichen Zusammenhängen, Funktion und baulicher Identität: Die Aufgabe der Architekten bestand darin, eine zentrale Drehscheibe des internationalen Luftverkehrs für bis zu 27 Millionen Passagiere jährlich in Form einer funktionalen und organisatorischen Einheit aller Bereiche einer modernen Flughafenanlage zu schaffen. Voraussetzung für den Entwurf war deshalb ein städtebauliches Konzept, das auch im Zusammenhang mit zukünftigen Entwicklungen und Veränderungen, wie einem Ausbau der Passagierkapazitäten, gewährleistet, dass der Flughafen als einheitliches System wahrgenommen wird.
Dazu entwickelte gmp im Vorfeld für alle Planer verbindliche Gestaltungsgrundsätze. In einem „Gestaltungshandbuch“ wurde das städtebauliche, funktionale und gestalterische Konzept des Flughafens festgelegt, - auf allen Maßstabsebenen - von der städtebaulichen Entwicklung über die Hauptachsen und Maßsysteme bis hin zu Gebäudekubaturen, Materialien, Farben und Möblierung. Darüber hinaus ist der gesamte Entwurf auf einem horizontalen Grundraster von 6,25 Metern entwickelt. Multipliziert mit 7 ergibt sich das Großmodul von 43,75 Metern, dass der Standplatzgröße eines Flugzeugs der Kategorie C entspricht, zu der auch der in Berlin am meisten eingesetzte Flugzeugtyp Airbus A 320 gehört. Das großformatige Raster gliedert die Main Pier mit den markanten Fluggastbrücken und definiert ebenso die Stützweiten von 43,75 Metern in der Check-in-Halle. Das Spiel mit dem gemeinsamen Vielfachen bricht die Dimension eines Flugzeugs auf ein menschliches Maß herunter und ist von der Großform über die räumliche Struktur bis hin zur Teilung des Natursteinbodens erfahrbar.
Modularität und ein Höchstmaß an funktionaler Flexibilität bestimmen auch die Konstruktion und Gestaltung des Terminalgebäudes. Es schließt die Landseite zum Vorfeld hin ab und bildet den städtebaulichen und strukturellen Kern der Anlage. Der Terminalkomplex besteht aus der Haupthalle und vorgelagerten Piergebäuden. Die Großzügigkeit und Klarheit der Terminalhalle im Zusammenspiel mit dem Kolonnadenmotiv als bauliche Fassung der Übergänge zwischen Architektur und Landschaft stehen für den ortspezifischen Duktus des neuen Flughafens Berlin Brandenburg. Die hohe, lichte Halle dient den Zentralfunktionen des Check-in und der Gepäckabfertigung. Hier treffen die Passagierströme von der Land- und Luftseite sowie von der Vorfahrt und dem Bahnhof aufeinander. Eine besondere Lösung für die Passagierlenkung bietet die Trennung zwischen Ankunfts- und Abflugebenen des Terminals sowie zwischen Schengen- und Non-Schengen-Abfertigung. Diese erfolgt in den dreigeschossigen Brücken, die den Gates vorgeschaltet sind.
Die klare räumliche Disposition des 220 Meter langen Terminalgebäudes in Verbindung mit der natürlichen Belichtung schafft eine optimale Orientierung und eine hohe Aufenthaltsqualität. Dazu trägt auch die rund 20 Meter hohe Hallenfassade bei. Die vorgespannte Seilfassade mit ausschließlich horizontalen Tragprofilen eröffnet den Passagieren einen freien Blick auf das Panorama der Umgebung. Knapp 30 Meter hohe Stahlstützen tragen das 49.000 Quadratmeter große Dach des Terminalgebäudes. Die Großform der Dachscheibe überspannt so die unterschiedlichen Funktionsbereiche von der Vorfahrt bis zur Pier und verbindet die Land- mit der Luftseite.