Gebaute Visionen – Das China Maritime Museum
der Architekten von Gerkan, Marg und Partner
Die Architekten von Gerkan, Marg und Partner zeigen vom 5. November 2010 – 30. Januar 2011 im Internationalen Maritimen Museum Hamburg eine Ausstellung, in der Planung und Bau des größten Schifffahrtsmuseums Chinas präsentiert wird. Mit ihrem Museumsneubau greifen die weltweit agierenden Hamburger Architekten auf kongeniale Weise das Thema Schifffahrt schon in seiner Bauform auf. Nicht nur ästhetisch, sondern auch ingenieurtechnisch eine Meisterleistung.
Anlass einer Ausstellung zur Architektur des größten Schifffahrtsmuseums Chinas ist eine kürzlich vereinbarte Kooperation zwischen dem Internationalen Maritimen Museum Hamburg von Prof. Peter Tamm und dem neuen Maritim Museum Lingang New City.
Die Ausstellung gliedert sich in drei Teile. Sie beschreibt erstens den städtebaulichen Kontext und informiert über die Stadtneugründung Lingang New City, erläutert im zweiten Teil visuell die Architektur des Maritime Museums von der Idee über die Planung und Konstruktion bis hin zur Realisierung, und zeigt im dritten Teil
eine fotografische Dokumentation unter dem Titel "Vom Werden einer Stadt", in der die für 800.000 Einwohner geplanten Stadt Lingang New City in einzelnen Phasen der Realisierung gezeigt wird. Denn mitten in Lingang New City, konzipiert 2002 nach einem städtebaulichen Entwurf Meinhard von Gerkans, ungefähr 60 km südlich von Shanghai, befindet sich das 46.400 m² große China Maritime Museum, das eine Ausstellung zur Geschichte der chinesischen Seefahrt zeigt.
Mittelpunkt der Ausstellung in Hamburg: Ein vier Meter hohes Modell der spektakulären Dachkonstruktion des China Maritime Museums. Als begehbare stählerne Skulptur vermittelt sie dem Besucher einen Eindruck über Form und Konstruktion der Dachschalen – denn die sind der große Coup der Architekten.
Dem Grundriss und der funktionalen Anordnung nach handelt es sich bei dem Bau um eine symmetrische Anlage mit zwei flankierenden, parallel gesetzten, viergeschossigen Flügelbauten. Zur Wasser- und Landseite führen großzügige Freitreppen auf ein Geschoss hohes Podium, auf dem die gesamte Museumsanlage ruht. Dieser Sockel enthält sämtliche für einen zeitgemäßen Museumsbetrieb relevante Funktionen.
Die rechtwinklige Geometrie der Fassadengestaltung, der Arkaden und Luftbalken, verkleidet in hellgrauem Granit, verankert den Museumsbau an dem Ufer des Sees.
Die Analogie eines im Hafen befindlichen Schiffes wird bildlich in der abstrakten Formensprache der fast mittig im Museumskarree angeordneten "Segel" aufgenommen. Dabei handelt es sich um zwei 58 Meter hohe aneinander „gelehnte“ Gitterschalenkonstruktionen. Diese ingeni-eurtechnische Meisterleistung erlaubt es, dass sich die zweifach gekrümmten Schalen in 40 Meter Höhe an nur einem Punkt berühren und auf jeweils nur zwei Fußpunkten stehen. Der Zwischenraum ist durch eine gläserne Fassade, basierend auf einer Seilnetzkonstruktion, wie ein überdimensionales Fischernetz verkleidet. Die enorme Raumhöhe erlaubt das Ausstellen von vollständig aufgetakelten Dschunken. In der topographisch flachen Küstenregion ist das China Maritime Museum mit seiner expressiven Silhouette zu einem weithin sichtbaren Erkennungszeichen der Lingang New City geworden.