Bauen im Bestand in Peking
Shoppingmall wird zur multifunktionalen Bürolandschaft „Jing IN International Center”
Das in die Jahre gekommene Einkaufszentrum „Yuexiu Mall“ in Peking wird als multifunktionaler Bürokomplex reaktiviert. Mit ihrer Neukonzeption haben die Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) den ersten Preis im internationalen Wettbewerb für den Umbau und die energetische Sanierung des postmodern anmutenden Baus aus dem Jahr 2002 gewonnen. Der Entwurf stärkt die bestehende Struktur des Gebäudes und verortet es neu im Stadtgefüge. Nach dem Chao Hotel in Peking und der GDA Plaza in Hangzhou repräsentiert nun ein weiteres Sanierungsprojekt von gmp den Wandel Chinas im Umgang mit Bestandsbauten.
Das „Jing IN International Center” steht beispielhaft für die wachsende Bereitschaft Chinas durch die Umnutzung wertvoller Bausubstanz graue Energie zu minimieren. Als autogerechte Shoppingmall mit Bekleidungs- und Schuhgeschäften und mehreren Parkdecks hat das Gebäude funktional ausgedient. Gleichzeitig erlangte es mit der Eröffnung des benachbarten Pekinger Südbahnhofs 2008 eine neue städtebauliche Relevanz. Durch die Nähe zu dem wichtigen Verkehrsknotenpunkt mit Hochgeschwindigkeitsverbindungen in viele chinesische Großstädte und Anbindung zum neuen Daxing International Airport wird es zu einem attraktiven Standort.
Im Fokus der Umnutzung steht daher die Öffnung des 52 Meter hohen Gebäudes zum Stadtraum. Die bislang vollständig geschlossenen Gebäudeecken werden, großformatigen Erkern ähnlich, mit einer transparenten Glasfassade versehen und bieten sowohl Panoramablicke in die Umgebung als auch Einblicke von außen. Der über die Jahre zugebaute, zentrale Innenraum wird freigelegt und wandelt sich mit der Verglasung des Daches zu einem lichten, hohen Atrium. Um diese pulsierende Mitte gruppieren sich begrünte Terrassen mit frei gestaltbaren Bürolandschaften. So entstehen diagonale Sichtachsen durch das gesamte Gebäude und eine visuelle Verbindung vom Bahnhof bis zur zweiten Ringstraße und dem Stadtzentrum im Nordwesten.
Mehrere Zugänge zum Gebäude mit eigener vertikaler Erschließung ermöglichen flexible Nutzungskonzepte. Der Umbau wird nach LEED-Nachhaltigkeitskriterien entwickelt und eine Zertifizierung in Gold sowie der 2-Sterne-Standard des China Green Building Labels angestrebt: Eine energetisch optimierte Glasfassade ersetzt die massive, geschlossene Gebäudehülle. Neben ausreichend Tageslicht und einer individuell steuerbaren natürlichen Belüftung schaffen die weitläufigen Außenterrassen im oberen Gebäudeteil eine besondere Qualität für die Arbeitsplätze. Mit der Neukonzeption werden zudem die nutzbaren Flächen funktional aufgewertet. So sind auf den Zwischenebenen der ehemaligen Parkdecks gemeinschaftliche Bereiche für Kultur und Veranstaltungen vorgesehen.