Ein Konzerthaus für Stuttgart
Im Frühjahrsworkshop der aac wurden vier Entwurfsszenarien entwickelt
Die Lebensqualität von Städten ist eng mit ihrem kulturellen Angebot verknüpft. Die Metropolregion Stuttgart als eine der wirtschaftsstärksten Gegenden Deutschlands zeichnet sich schon immer durch ein anspruchsvolles kulturelles Angebot aus. Jedoch gibt es neben der Liederhalle keine adäquaten Konzertsäle für die drei namhaften Sinfonieorchester und somit nur eingeschränkte Auftrittsmöglichkeiten, auch für Gastspiele und Tourneen international bekannter Orchester und Interpret:innen. Seit mehreren Jahren gibt es daher in der Stuttgarter Bürgerschaft Bestrebungen, einen solchen neuen Spielort zu etablieren. Gemeinsam mit der Initiative Konzerthaus Stuttgart e.V. hat die aac nun einen Workshop veranstaltet, in dem entsprechende Raumpotenziale in Entwürfen ausgelotet wurden.
Auf einem Grundstück der ehemaligen Bahnanlage, das im Zuge der Realisierung von Stuttgart 21 frei wird und am Knotenpunkt zwischen Europaviertel und zukünftigem Rosensteinviertel liegt, sollten die Stipendiat:innen der aac ein Konzerthaus entwickeln, dessen Säle Aufnahmequalität haben und auch zur Aufführung digitaler Inhalte genutzt werden können. Außerdem waren öffentliche Begegnungsflächen und Einrichtungen für Musikvermittlung gefordert.
Der Workshop begann mit einer dreitägigen Exkursion nach Stuttgart und München. In Stuttgart konnten sich die Teilnehmenden einen Eindruck vom Grundstück verschaffen. Ein Stadtrundgang mit Besuch der Liederhalle und Besichtigung der wichtigsten städtischen Kulturbauten, vom Schlossgarten über das Staatstheater, die Staatsgalerie und die John Cranko Schule (Ballett) bis hin zur Bibliothek 21 vermittelte wichtige urbane Eindrücke. Im Anschluss an die Besichtigung der Liederhalle stellte Nikolaus Goetze gemeinsam mit Mitgliedern der Initiative Konzerthaus Stuttgart e.V. die Entwurfsaufgabe vor. Am nächsten Tag ging es nach München zur Besichtigung der Isarphilharmonie. Zurück in Hamburg begann in den Studios der aac die Arbeit. Den vier Viererteams standen erfahrene Tutorinnen und Tutoren zur Seite. Vorträge und Kritikrunden mit den Gastprofessor:innen Prof. Jörg Friedrich von pfp architekten aus Hamburg, Prof. Oliver Thill von Atelier Kempe Thill aus Rotterdam und Jette Cathrin Hopp von Snøhetta aus Oslo ergänzten das umfassende Lehrprogramm.
Die Entwürfe der vier Gruppen geben unterschiedliche gestalterische Antworten auf die Bedarfsanalyse der Initiative Konzerthaus Stuttgart e.V. und vermitteln zwischen zwei städtischen Höhenniveaus, über die sich das Grundstück erstreckt. Gruppe 1 stapelt die Funktionen übereinander: Die öffentlichste, nämlich die Begegnungsflächen, sind zum Park orientiert, darüber sind die Konzertsäle angeordnet, die Musikschule bildet den krönenden Abschluss. Gruppe 2 gestaltet ein städtisches Forum, um das die drei Funktionen (Konzertsaal, Salle Modulable und die Musikschule) als transluzente Solitäre angeordnet sind. Gruppe 3 arbeitet mit verschiedenen Terrassen, auf denen die einzelnen Bereiche angesiedelt sind. Sie verteilen sich wie ein architektonischer Teppich auf dem Grundstück und werden von einem an die umliegenden Weinterrassen erinnernden Dach zusammengefasst. Gruppe 4 geht von einer Maschine als Leitbild aus. Von außen geschlossen und über der Landschaft schwebend, ist der Entwurf im inneren funktional flexibel. Die Ergebnisse wurden am 8. April in den Räumen der aac in Hamburg vorgestellt.
Workshopleitung Prof. Dr.-Ing. h. c. Volkwin Marg und Dipl.- Ing. Architekt Nikolaus Goetze
aac-Team Enno N. Maass, Anja Meding, Sona Kazemi, Gabriela Hopf
Tutorat (alphabetisch) Fabian Faerber, Walter Gebhardt, Prof. Philipp Kamps, Sona Kazemi, Anja Meding
Stipendiat:innen (alphabetisch) Merlin Bieling, Bernadetta Budzik, Patrick Ehrensberger, Merle Fülling, Jacqueline Ildikó Horn, Bernadette Johanna Koller, Anke Langenkamp, Johanna Meßner, Miriam Oehrlein, Daria Pietruczynik, Benedikt Radloff, Wadir Sarwar, Laura Michaela Speckl, Zuzanna Winiarska, Anika Janna Noemi Zeman, Zhang Xinyuan