Schauhaus für das Kunsthandwerk
Chinese Traditional Culture Museum in Peking
Mit dem Nationalmuseum, das zwei neue Museen zum Kulturerbe Chinas unter einem Dach vereint, haben die Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) in Peking einen wichtigen Baustein des neuen Kulturquartiers im ehemaligen Olympiapark fertiggestellt. Die äußere Gestaltung verweist auf die inhaltliche Bestimmung des Baus, der durch seine plastisch strukturierte Fassade mit ihren changierenden Farb-, Tiefen, und Lichteffekten deutlich von nah und fern sichtbar wird.
Das Museumsgebäude bildet den nördlichen Abschluss der Pekinger Nord-Süd-Achse, in Sichtweite des Nationalstadiums, des „Bird‘s Nest“, und des 2021 von gmp fertiggestellten Asia Financial Center & AIIB Headquarters. Erstmals werden hier wertvolle Sammlungen chinesischen Kunsthandwerks und Werke des immateriellen Kulturerbes auf nationaler Ebene präsentiert.
Die Kubatur des Neubaus mit einer Höhe von 50 Metern, rund 200 Metern Länge und 75 Metern Tiefe ergibt sich aus den städtebaulichen Vorgaben für das Kulturareal entlang des Flusses Yangshan. Das Gebäude gliedert sich in drei strukturell und maßlich aufeinander bezogene Bereiche: der Sockel aus hellem Xiu-Shi-Granit, die verglaste Gebäudefuge und der darüber schwebende kupferfarbene Hauptbaukörper.
Durch die Dreiteilung entsteht in 13,50 Metern Höhe eine umlaufende, überdachte Terrasse als öffentlicher Ort. Das 6 Meter überkragende Dach dient zugleich als Sonnenschutz für die Ausstellungsflächen hinter der Glasfassade.
Auf der Mittelachse des Gebäudes liegen die beiden Eingänge des Museums, das sich gleichermaßen zum Platz im Osten als auch zum Flussufer im Westen öffnet. Sie leiten in das gemeinsame, zentrale Foyer, an das ein Multifunktionssaal mit rund 400 Sitzplätzen und die Wechselausstellungshalle für interaktive Formate anschließen. Der gebäudehohe, offene Raum ist über quadratische Oberlichter in der Dachebene natürlich belichtet.
Auf dem Weg in die Ausstellungsäle wird er von den umlaufenden Galerieebenen aus einer weiteren Perspektive erlebbar. Hier korrespondiert die Detaillierung der Wand- und Deckenelemente mit der Gebäudehülle hinsichtlich ihrer Struktur und Farbgebung. So erinnern die hinterleuchteten Hexagondecken an gewobene Strukturen im chinesischen Handwerk und verleihen den Erschließungsfluren eine ruhige Raumwirkung.
Die Museumsbereiche verteilen sich über drei Geschosse, wobei sich die Wechselausstellungen im gläsernen Zwischengeschoss und die Dauerausstellungen im zweigeschossigen Hauptvolumen befinden. Die Gebäudestruktur mit ihren großen stützenfreien Flächen ermöglicht vielfältige Ausstellungsszenarien. Durch die flexible Einteilung mit raumhohen Wandelementen lassen sich die beiden thematisch sehr unterschiedlichen Museen auf einfache Weise unter einem Dach vereinen: Kulturgüter wie Tanz und Musik einerseits und das chinesische Kunsthandwerk mit zahlreichen, auch kleineren Objekten andererseits.
Die Gliederung der Vorhangfassade bezieht sich auf Muster und Strukturen des ausgestellten Kunsthandwerks. Als Sonnenschutz erzeugt sie eine durch Licht und Schatten bestimmte Atmosphäre, die an traditionelle chinesische Innenräume erinnert.
Ihre räumliche Wirkung erlangt die Gebäudehülle durch den Fassadenzwischenraum von fast 1,5 Metern sowie durch eine dreidimensionale Konstruktion aus stranggezogenen, kupferfarben matt beschichteten Profilen, die zu einem gitterartigen Relief verwoben sind. Sie verspringen in der Horizontalen nach außen, und in der Vertikalen nach innen.
Das homogene Fassadenmuster generiert sich aus der Wiederholung eines Grundmoduls von 3 x 2,20 Metern zu vertikalen Elementen, die die 22 Meter Höhe der oberen beiden Geschosse überspannen. So entsteht eine Fassade ohne Vorder- und Rückseite. Ihre Struktur und Tiefe kommen nachts durch die Hinterleuchtung besonders zur Geltung. Weithin sichtbar erstrahlt das Volumen und scheint über dem Olympiapark zu schweben.