CSCEC-Headquarter in Guangzhou
Modellprojekt für nachhaltigen Hochhausbau fertiggestellt
Mit dem neuen Firmensitz des Baukonzerns China State Construction Engineering Corporation (CSCEC) haben die Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) in der chinesischen Handelsmetropole Guangzhou ein Modellprojekt für nachhaltiges Bauen realisiert. Das übergeordnete Ziel dieses Projekts war es, ein außergewöhnlich energieeffizientes und technologisch wegweisendes Gebäude zu errichten, das die ingenieurtechnische Expertise von CSCEC veranschaulicht und als Fallstudie für nachhaltigen Hochhausbau dient. Eine umfangreiche Analyse der klimatischen und örtlichen Gegebenheiten in der frühen Planungsphase, wie Sonneneinstrahlung und Windwirkungen, diente als Grundlage für den Entwurf.

Das Hochhaus befindet sich im Tianhe District der International Financial City, in der Nähe des Perlflusses. Die Kubatur wurde innerhalb der Vorgaben des städtebaulichen Rahmenplans entwickelt. Auf Erdgeschossebene säumt das Gebäude eine Kolonnade, die öffentliche Aufenthaltsflächen mit Schutz vor Sonne und Regen bietet. In den mehreren Geschossen befinden sich öffentlich zugängliche Nutzungen wie Einzelhandel, Servicecenter, Mitarbeiterrestaurant, Multifunktionsräume sowie ein kleines CSCEC-Firmenmuseum.

Unter den Bedingungen des subtropischen Klimas gelang es, das Gebäude weitgehend natürlich zu belüften. Zwischen Sockel und Turm befindet sich ein über acht Geschosse reichendes Atrium. Nach dem Prinzip einer traditionellen „Windgasse“ konzipiert, fungiert es als vertikal belüfteter Raum. Dank schattiger Außenbereiche auf Erdgeschossebene bleibt die Luft dort kühler, strömt über das Atrium durch das Gebäude und sorgt so für eine angenehme Innentemperatur und eine natürliche Belüftung des Podiums.

Das Hochhaus ist weiterhin mit einem natürlichen Belüftungssystem nach dem Prinzip eines Solarkamins ausgestattet. Die Sonnenwärme lässt die Luft in einem Glasschacht hinter der Fassade aufsteigen, wodurch frische, kühlere Luft angesaugt und zur Belüftung des Gebäudes genutzt wird. Zudem unterstützt eine Nachtkühlung die thermische Regulierung, indem die Speichermasse des Gebäudes zur Temperatursteuerung genutzt wird.

Eine Fassade mit integrierten Photovoltaik-Lamellen spendet Schatten und trägt zur nachhaltigen Energiegewinnung bei. Mit 7800 Quadratmetern Photovoltaikmodulen, die in Fassade und Dach integriert sind, erzeugt das System jährlich rund 650.000 Kilowattstunden und deckt damit seinen gesamten Eigenbedarf an Energie. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den Energieverbrauch im Vergleich zu modernen Referenzgebäuden drastisch zu senken. Alle Betriebsabläufe werden zudem kontinuierlich über eine innovative Plattform zur Steuerung des Kohlenstoffausstoßes überwacht, die als erste in China eine Echtzeitvorhersage der CO2-Emissionen nach Zeit, Zone und Kategorie ermöglicht.


Das Tragwerk aus zwölf außenliegenden Megastützen ermöglichte eine modulare und schnelle Bauweise – das Projekt erreicht eine Vorfertigungsrate von 93,5 Prozent. So konnte der Materialeinsatz optimiert, und die Bauzeit konnte erheblich verkürzt werden. Hierbei kamen acht verschiedene Fertigungsroboter zum Einsatz, die insbesondere in der Rohbauphase den Arbeitsaufwand um 20 Prozent reduzierten.
Das Gebäude ist mit den chinesischen Zertifikaten „Technical Standard for Nearly Zero Energy Buildings“ und „Gold Carbon Neutral Building“ ausgezeichnet und hat zudem das „3-Star Green Building Label“ erhalten. Es erfüllt die höchsten Standards in Bezug auf Baueffizienz und Nachhaltigkeit und ist mit LEED Gold ausgezeichnet, die Zertifizierung mit WELL Platin wird angestrebt.