Die Zukunft von Berlin TXL
Konzeptionen für die „Urban Tech Republic“
Das Gelände des Flughafens Berlin-Tegel wird ab Mai 2021 zu einem Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien entwickelt, die „Berlin TXL – Urban Tech Republic“. Die Bauten des von den Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) ganzheitlich entworfenen Flughafens stehen seit 2019 unter Denkmalschutz und werden für neue Nutzungen adaptiert. Städtebaulicher und architektonischer Mittelpunkt des Areals bleibt das zentrale Terminalgebäude mit Eingangshalle und Tower, das von gmp zu einem Gründungs- und Innovationszentrum transformiert wird.
Als Architekten des Flughafens Berlin-Tegel standen gmp in besonderem Maße vor der Herausforderung, eine Vision für dessen Nachnutzung zu entwickeln. Bereits 2008 hatte Meinhard von Gerkan mit „TXL plus“ das Konzept einer Energie-Plus-Stadt skizziert. Unter der Federführung von Stephan Schütz folgten Studien für verschiedene Nutzungsszenarien der Terminalgebäude sowie zur Einbindung und Anpassung der Energiezentrale an die neuen Anforderungen der „Urban Tech Republic“.
Seit 2019 ist gmp mit Sanierung und Umbau des ehemaligen Hauptgebäudes, der Vorfahrt sowie des Towers beauftragt, die zusammen über knapp fünf Jahrzehnte die unverwechselbare Erscheinung des Flughafens bestimmt haben. 1974 in Betrieb genommen, diente der Gebäudeteil als zentraler Zugang zum Terminal. Hier befindet sich die Wandelhalle mit Übergängen zum sechseckigen Flugsteigring. Als Gründungs- und Innovationszentrum wird das Hauptgebäude das „Forum“ des zukünftigen Forschungs- und Industrieparks für urbane Technologien bilden. Neben einem Event- und Konferenzzentrum werden sich hier Start-up-Unternehmen ansiedeln, außerdem wird die vom Land Berlin für die Entwicklung des Areals beauftragte Tegel Projekt GmbH hier ihren Sitz beziehen.
Konzeptionell verbindet der Entwurf die energetische Sanierung der Gebäude mit einer Raumdisposition, die das charakteristische dreieckige Tragwerk freilegt und erlebbar macht. Neue vertikale Erschließungen verbinden den Bau mit den zukünftig öffentlich zugänglichen Flächen des ehemaligen Flugfeldes und überwinden damit die bisher strenge horizontale Schichtung der Funktionen des Flughafens. Für die unteren Ebenen sind Konferenzbereiche, Showrooms, Werkstätten und Studios geplant. Breite Freitreppen verbinden den zukünftigen Campus-Platz auf der Nordseite mit dem „Balkon der Republik“, der bisherigen Zugangsebene, die zu einem Ort der Begegnung wird. Um die ehemalige Wandelhalle, die zukünftige Agora, werden öffentliche Funktionen und repräsentative Bereiche sowie das Konferenzzentrum angeordnet. An der Schnittstelle zum ehemaligen Terminal A werden Gastronomie und Loungeflächen einen fließenden Übergang in die öffentlich zugänglichen Bereiche der Beuth Hochschule im ehemaligen Flugsteigring bilden. Darüber hinaus schlägt gmp die Aktivierung der Dachflächen etwa durch Gastronomie oder Urban Gardening vor.
Eine neue zentrale Wendeltreppe verbindet die Büroebenen vom zweiten bis zum vierten Obergeschoss, die sich an einer gemeinschaftlichen Kommunikationszone aufreihen. Dort definiert die dreieckige Stahlbetonskelettstruktur mit einem Achsraster von zehn Metern die Form der modular zusammenschaltbaren Büroeinheiten von 25, 50 oder 75 Quadratmetern Größe, deren Wände den sichtbaren Tragbalken folgen. Die charakteristische äußere Gestalt der Gebäude bleibt erhalten. Unter anderem mit einer neuen Verglasung zielt die energetische und technische Ertüchtigung gemäß heutigen Standards auf eine DGNB-Zertifizierung in Platin. Für die Umnutzung des sechseckigen Flugsteigrings durch die Beuth Hochschule hat gmp zusammen mit agn Niederberghaus & Partner das Grundkonzept erarbeitet, mit dem die Nachnutzung von den architektonischen Qualitäten des Gebäudes profitiert. So wird im Gebäudering wie auch im Hauptgebäude das konstruktive Dreiecksraster räumlich erlebbar bleiben. Die innere Vorfahrt, konzeptionelles Kernstück des „Drive-In-Flughafens“ Berlin-Tegel, wird zu einem Skywalk modelliert, der über Stege mit den ehemaligen Terminaleingängen verbunden ist. Auf diese Weise bleiben die Vorfahrten, von denen der Weg zum Flugzeug nur 30 Meter betrug, innerhalb der zukünftig grünen Campus-Mitte erhalten.