Neuer Kulturbau für Zhuhai – Stadtmuseum Zhuhai
Seit den 1980er-Jahren hat sich die südchinesische Stadt Zhuhai, nahe Macau und Hongkong, vom Fischerdorf zu einem der beliebtesten Urlaubsziele Chinas entwickelt. Der touristische Erfolg Zhuhais beruht auf seiner Lage am Meer, seinen zahlreichen Buchten und vorgelagerten Inseln sowie einer beeindruckenden Bergsilhouette im Hintergrund. Gleichzeitig verzeichnet die Stadt, die in den 1980er-Jahren zu einer der ersten Freihandelszonen Chinas erklärt wurde, ein hohes wirtschaftliches Wachstum. Beide Aspekte, sowohl die Geschichte der Stadt mit ihrer Kultur und Geschichte und ihrer besonderen Lage als auch die Entwicklung der Stadtstruktur, sind im Stadtmuseum Zhuhai vereint. Mit dem Kulturbau, geplant von den Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp), soll das kulturelle Angebot erweitert und fest in der Stadt verankert werden.
An Zhuhais Küstenstraße gelegen profitiert das neue Stadtmuseum von der Nähe zum Wasser mit den Bergen und einem Park im Hintergrund sowie von der visuellen Beziehung zum Opernhaus. Beide Gebäude, sowohl der Museums- und Ausstellungskomplex als auch das Opernhaus, formen aus nördlicher Richtung kommend eine neue symbolische Eingangsgeste für die Stadt Zhuhai.
Der Entwurf des Stadtmuseums besteht konzeptionell aus einem vertikal aufstrebenden und einem horizontal lagernden Baukörper basierend auf rechteckigen Grundformen. Zusammen verbinden sie sich zu einer skulpturalen Erscheinung. Diese spannungsvolle Dualität thematisiert sowohl die Lage zwischen Gebirge und Küste als auch das Museumsprogramm: Die Ausstellungsbereiche lassen die Besucher in die Vergangenheit und Zukunft der Stadt blicken. Die Architekten von gmp führen beide Aspekte in einer einheitlichen architektonischen Geste zusammen.
Besucher betreten das Museum von der Küstenstraße über das Foyer im verbindenden Bauteil zwischen den beiden Volumen. Der lagernde Gebäudeteil im Süden, zu den Bergen orientiert, zeigt auf drei Ausstellungsebenen die Geschichte der Stadtentwicklung in der traditionsreichen Küstenregion am Perlfluss-Delta. Im Ausstellungsbereich zur Stadtplanung werden die Museumsbesucher in einer Raumspirale um die kaskadenartige Folge von übereinander geschichteten Ausstellungshallen herum über acht Geschosse hinweg in die Höhe geführt. Die Spirale gipfelt in einem Raum mit einem 30 × 40 Meter großen Stadtmodell. Im Inneren verbindet die Spirale als Teil der Ausstellung die Ausstellungsebenen miteinander, über Freitreppen ist die Gebäudeskulptur auch von außen begehbar.
Die Fassade ist entsprechend der gestalterischen Grundidee der spannungsvollen Dualität ausgebildet. Massive Bänder aus hellem Granit und Fassadenfelder aus Glas und Aluminium, in einem warmen Bronzeton, schaffen ein Wechselspiel zwischen Hell und Dunkel und zeichnen im Ausstellungsbereich zur Stadtplanung den Aufstieg der Spirale anschaulich nach. Die beweglichen Sonnenschutzpaneele mit traditionellem chinesischem Muster bestehen ebenfalls aus bronzefarbenem Aluminium. Nachts, wenn Teile der Fassade einladend leuchten, folgt das Licht der Spirale und löst die Massivität der Natursteinbänder auf. Im 7. OG öffnet sich die Natursteinfassade in Form einer geschosshohen Verglasung und gibt den Blick auf die Xiangzhou Bucht frei.