Hyparschale Magdeburg erhält neuen Schwung
Schalendach wird mit Carbonbeton verstärkt
Die Sanierung der denkmalgeschützten Hyparschale von Ulrich Müther nach dem Entwurf der Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) schreitet voran. Mit dem Beginn der Instandsetzung des Betonschalendaches mit einer einzigartigen Carbonbeton-Technologie erreichen die Arbeiten jetzt einen ersten Meilenstein: Das bestehende, durch Korrosion gefährdete Schalendach wird mit zwei jeweils nur zehn Millimeter dicken Schichten des leichten und besonders flexiblen Verbundwerkstoffs aus spezifischen Carbonfasern und Feinbeton an der Innen- und Außenseite verstärkt und seine Tragfähigkeit sogar erhöht. Durch das speziell für die Hyparschale Magdeburg zugelassene Verfahren wird die stützenfrei konstruierte Halle mit der innenräumlichen Wirkung des Schalendachs wieder originalgetreu erlebbar sein. Es vervollständigt das Entwurfs- und Sanierungskonzept, durch das der Bau in seiner Leichtigkeit und geschwungenen Form erhalten bleibt und zugleich wegweisend sein kann für den Erhalt weiterer Müther-Bauten.
Der 1969 erbaute Hyparschale am östlichen Magdeburger Elbufer gehört zu den rund fünfzig noch bestehenden Schalenbauten des Bauingenieurs Ulrich Müther, der die Architekturmoderne in der DDR prägte. Müther konstruierte die Betonschale aus vier hyperbolischen Paraboloiden. Die regelmäßig doppelt gekrümmten Dachflächen überspannen eine Fläche von 48 x 48 Metern. Der Entwurf von gmp soll die seit 1997 ungenutzte und stark verfallene Mehrzweckhalle als multifunktionalen Veranstaltungs- und Ausstellungsort wiederbeleben.
Auf Basis einer Bestandsanalyse wurde ein nachhaltiges und behutsames Konzept für die Sanierung mit Hilfe von Carbonbeton entwickelt. Dieser besteht aus Feinbeton und einer nichtmetallischen Bewehrung. Feinste Fasern aus Carbon werden zu Garnen zusammengefasst und zu einer Gitterstruktur weiterverarbeitet. Die Gelege oder Matten lassen sich in ihrer Tragfähigkeit, Flexibilität und Verformbarkeit variieren. Im Unterschied zum Stahlbeton, bei dem die Betonschicht die Bewehrung vor Korrosion schützen muss, sind besonders leichte, filigrane und tragfähigere Konstruktionen möglich. Mit der nur für die Hyparschale Magdeburg zugelassenen Ausführung kann passgenau auf deren Anforderungen reagiert werden. Die vier separaten Dachsegmente erlauben zudem einen optimalen Bauablauf: Während der Betonage eines Quadranten, werden parallel die anderen Flächen vorbereitet.
Darüber hinaus sieht der Entwurf, wie bereits sichtbar, die Öffnung der über Kreuz zwischen den Schalen verlaufenden Oberlichter vor. Die Lichtbänder betonen die Schalenform und bieten eine optimale Belichtung für das Zentrum der Halle: Neu eingefügte Galerieebenen und begehbare Brücken machen den offenen Raum mit seinem geschwungenen Dach vielfältig nutz- und erlebbar. Stahlkonstruktionen und Fassaden im Innenraum knüpfen konstruktiv und gestalterisch an die ursprünglich industriell geprägte, vertikal betonte Außenfassade aus Stahl und Glas an. Hier ersetzt eine transparente Glasfassade die bisherige transluzente Industrieverglasung, wobei die originale Fassadenkonstruktion
erhalten bleibt.