Ein neuer Verkehrsbau von gmp
In Hangzhou nimmt der neue Südbahnhof nach einem Entwurf der Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) den Betrieb auf. Er ist der drittgrößte Bahnhof der Millionenmetropole, die dank ihrer geografisch günstigen Lage am Jangtse-Delta früh zur kulturellen Blüte kam und bis heute zu den attraktivsten Städten Chinas zählt. Der Verkehrsknotenpunkt ist Teil der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen dem 180 Kilometer entfernten Shanghai und dem 1800 Kilometer entfernten Kunming und wurde binnen fünf Jahren (2013– 2018) realisiert.
Leitidee des Entwurfes war eine Form mit klar ablesbarer Konstruktion, die aus den bahnplanerischen Gegebenheiten und den städtebaulichen Anforderungen entwickelt wurde. Der Bahnhof befindet sich südlich des Quiantang-Flusses im Distrikt Xiao und setzt sich aus zwei korrespondierenden Elementen zusammen – dem massiven Sockel und dem darüber gefalteten Dach. Der Sockel schichtet sich von den beiden Bahnhofsvorplätzen im Westen und Osten nach oben und bildet dort ein Plateau aus, auf dem sich die Wartehalle befindet. Darunter liegt eine Plaza, über die zwei neue, angrenzende Stadtgebiete fußläufig miteinander verbunden sind. Das Dach überspannt sowohl die Halle als auch die 21 Bahnsteige und überwindet den Höhensprung dazwischen, indem es sich am Übergang zu den Gleisen nach unten faltet. Seine Lichtbänder folgen dem unregelmäßigen Rhythmus der Gleise.
Umgeben von Hügeln und Hochhäusern, die den Blick von oben ermöglichen, wurde das Dach als fünfte Fassade entwickelt. Während der massive Sockel aus Stahlbeton besteht, ist das Dach eine reine Stahlkonstruktion. Es lastet auf filigranen Kreuzstützen, die in vier Achsen angeordnet sind: Zwei dieser Achsen durchlaufen auch die 84 Meter breite Wartehalle, deren Mitte in einer Spannweite von 42 Metern stützenfrei ist. Hinter der Innenauskleidung aus runden Stablamellen bleibt das Stahlfachwerk sichtbar. Der Sockel ist sowohl in der Halle wie auch auf den Vorplätzen nahtlos mit hellgrauem Shandong-Granit belegt.
Dem subtropischen Klima mit starker Sonneneinstrahlung trägt die Gestaltung durch Dachlamellen und 13,5 Meter hohe kupferne Verschatter an den beiden Eingangsfronten Rechnung. Im Übrigen ist der Bau mit weißen Aluminiumpaneelen verkleidet. Um die Fußwege so kurz wie möglich zu halten, ist die Wartehalle versetzt zur Mitte des Gebäudes angeordnet. Der Bahnhof wird seit seiner Fertigstellung Schritt für Schritt in Betrieb genommen.
„Die gefalteten Bänder der Fassaden und des Daches vereinen Bahnsteige und Haupthalle. Sie bilden auf diese Weise einen weithin sichtbaren Rahmen für das Ankommen und Abfahren im städtischen Raum.“ Stephan Schütz, Partner gmp Architekten