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Bauen im Bestand

Zwischen Bewahren und Verändern - Bauen im Dialog

„Wenn wir wollen, dass alles so bleibt wie es ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert.“ Giuseppe Tomasi di Lampedusa, „Der Leopard“

Dass sich das Bestehende nur durch transformierende Eingriffe dauerhaft erhalten lässt, gilt im Besonderen für die Architektur. Die Wandlungen von Gebäuden während dieses Erneuerungsprozesses gehen auf veränderte gesellschaftliche, politische, ökonomische oder ökologische Anforderungen zurück. Über die Hälfte der im weltweiten Gebäudebestand enthaltenen grauen Energie steckt in den Rohbauten. Auf ihren Erhalt zielt unsere Planung. Damit wird die Wertschätzung und Weiterentwicklung des Bestehenden gleichzeitig zu einem aktiven Beitrag für den Klima- und Ressourcenschutz.

Alster-Schwimmhalle, Hamburg    © Simon Hollmann

Das Dach des denkmalgeschützten Schwimmbades von 1973 besteht aus zwei hyperbolischen Paraboloidschalen und zählt zu den größten Schalenkonstruktionen Europas. Bei der Sanierung und Erweiterung bleibt die Dachschale erhalten, im Innern und durch einen Erweiterungsbau werden zusätzliche Schwimmmöglichkeiten geschaffen.

Gasteig HP8 Isarphilharmonie, München   © HGEsch

Für das Interimsquartier des Kulturzentrums Gasteig wurde während seiner Sanierung mit der Isarphilharmonie zum einen ein hochmoderner Konzertsaal in Holzmodulbauweise geschaffen. Zum anderen wurde die angrenzende denkmalgeschützte Transformatorenhalle saniert. Sie dient als Foyer für den Konzertsaal sowie als Quartier für die städtische Bibliothek und andere Kultureinrichtungen. 

Eine nachhaltigere Bauwirtschaft ist ohne eine drastische Zunahme der Umbauprojekte nicht vorstellbar. Die Erhaltung, Umwandlung und Umnutzung bestehender Gebäude, das Weiter- und Wiederverwenden bereits genutzter Materialien, Bauteile und Infrastrukturen ist nicht nur eine der ältesten Aufgaben der Architektur – es ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts gleichzeitig ihre wichtigste und aktuellste. Hierzu hat gmp die Ausstellung UMBAU Nonstop transformation konzipiert und stellt konkrete Fallbeispiele von aktuellen UMBAUpraktiken zur Diskussion, die sich mit dem Architekturerbe des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen.

UMBAU bedeutet die kontinuierliche Transformation des Baubestandes. Hinsichtlich der heute gesetzten Klimaziele muss UMBAU von der Ausnahme zum Normalfall werden.     © Marcus Bredt

Seit über vierzig Jahren gehört UMBAU mit mehr als sechzig Projekten zum Aufgabenfeld von gmp. Sieben davon waren in der Ausstellung UMBAU Nonstop Transformation in Venedig zu sehen, darunter fertiggestellte Umbauten, aktuelle Baustellen und in Planung befindliche Projekte.     © Marcus Bredt

Die Ausstellung zeichnet Prozesse des kontinuierlichen Wandels der Bauten nach - vom Original zum UMBAU.     © Marcus Bredt

UMBAU. Nonstop Transformation wurde erstmals 2023 in Venedig gezeigt. 2024 im AIT-ArchitekturSalon Hamburg setzt die Ausstellung mit der wiedereröffneten Alsterschwimmhalle einen regionalen Schwerpunkt.     © Marcus Bredt

Mittlerweile machen Neubauten nur noch einen geringen Anteil der Arbeit von Architekt:innen und Ingenieur:innen aus, der Großteil aller Bauaufgaben sind heute Sanierungen. Dieser Gebäudebestand lässt sich oft nur durch mutige Veränderungen mit Blick auf langfristige Nutzungsszenarien erhalten. Bei der Beschäftigung mit denkmalgeschützten Bauten stellt dies nicht selten eine Konfliktlinie dar, die nur über eine präzise Zielbetrachtung und in fortwährendem Austausch aufgelöst werden kann.

TU Hamburg-Harburg      © Heiner Leiska

Kulturpalast Dresden     © Stephan Schütz

Kulturpalast Dresden     © Christian Gahl

Alter Wall 2-32, Hamburg   © Marcus Bredt

Durch rücksichtsvolle Annährung können neue Orte entstehen, deren Erhalt durch historische Bedeutung und kollektive Identifikation begründet wird, aber eben auch durch den Mut zur Transformation.

Olympiastadion Berlin   © Marcus Bredt

Eine besondere Herausforderung stellt der Umgang mit den Nachkriegsbauten dar, vor allen mit solchen, die bereits unter Denkmalschutz stehen. Häufig handelt es sich dabei um Gebäude mit industriell hergestellten Elementen, deren Produktionsstrecken oftmals nicht mehr existieren. Viele unserer Planungsaufgaben befassen sich mit Bauten aus dieser Zeit. Zu Ihnen gehören der Kulturpalast in Dresden, die Alsterschwimmhalle in Hamburg, die Hyparschale von Ulrich Müther in Magdeburg sowie die Staatsbibliothek von Hans Scharoun in Berlin.

Shanghai Academy of Fine Arts   © Willmore CG

Auch in China wird das Bauen im Bestand immer wichtiger. So wird eine stillgelegte Edelstahlfabrik in Shanghai zu einer Kunstakademie umgebaut.

Hyparschale Magdeburg   © Marcus Bredt


Die Erfahrung unseres Büros mit dem Bauen im Bestand fußt auf inzwischen 60 fertiggestellten Projekten in über 40 Jahren. Durch unsere lange Bürogeschichte sind wir zunehmend auch mit Sanierungen und Anpassungen unserer eigenen Gebäude befasst. Aus den sehr unterschiedlichen Sanierungsaufgaben hat sich bei gmp ein großes Know-how entwickelt, das auf der konkreten und situativen Auseinandersetzung mit den uns anvertrauten Häusern gründet. So individuell diese Aufgaben jeweils sind und waren, unsere Herangehensweise an sämtliche Projekte ist immer getragen von einer vorbehaltlosen Auseinandersetzung mit dem Werk und seiner Entstehungszeit. Das Einfühlungsvermögen in gegebene Zusammenhänge, der Spaß an Entdeckungen und am Unerwarteten treten vor die Lust, etwas grundsätzlich Neues zu schaffen.